Bauernkriege und Reformation
Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit war geprägt von Umwälzungen im sozialen und religiösen Bereich. Die hohen Lasten, die auf der Landwirtschaft ruhten, ungerechte Steuern und Beschränkungen der Jagd, Wald- und Weidenutzung waren schuld, dass die Bauern auch in unserem Bereich unzufrieden waren und gegen ihre Herren murrten. Um 1525 brach der Sturm der Bauernscharen los, Klöster wurden gestürmt, geplündert, Burgen zerstört und Städte erobert.
Den Bauern nützte dies jedoch nicht viel. Überall wurden sie besiegt und bestraft und die Bedrückungen waren nachher schlimmer als vorher.
Wesentlicher für das Kinzigtal als die Bauernkriege war die Reformation. Graf Wilhelm von Fürstenberg hatte enge Verbindungen zur protestantischen Bewegung im benachbarten Straßburg. Nach dem Jahre 1540 führte er die Reformation in der Ortenau und im Kinzigtal ein. Nach kurzer Zeit war das ganze Kinzigtal reformiert. 1542 hatten alle Gemeinden des Kinzigtals nur evangelische Pfarrer.
Nach dem Tode des Grafen Wilhelm im Jahre 1549 leitete sein katholischer Bruder, Graf Friedrich, die Rekatholisierung des Kinzigtals ein. Der evangelische Glaube hielt sich zäh im Kinzigtal; es dauerte mehr als hundert Jahre bis die gesamte Bevölkerung des Kinzigtales wieder katholisch war. Die Grafen von Fürstenberg förderten das religiöse Leben in ihren Herrschaftsbereichen.{mospagebreak title=Kriege und Seuchen}
Das Jahrhundert der Kriege und Seuchen
Um das Jahr 1600 zogen die ersten größeren Kriegscharen durch das Kinzigtal. Für Land und Leute waren sie eine Belastung und Plage und brachten neben der Not viele Krankheiten mit. Um das Jahr 1569 grassierte zum ersten Male die Pest. Die Türkenhilfe zwischen 1592 und 1597 waren für die Bevölkerung große Belastungen. Im Jahre 1607 wurden gar die dreifachen Steuern erhoben.
Im Jahr 1610 durchzogen brandenburgische und durlach’sche Truppen das Kinzigtal. Der Durchmarsch verursachte in Bollenbach einen Schaden von 1800 Gulden. 1618 begann der Dreißigjährige Krieg. Man spürte auch im Kinzigtal, zunächst noch fern von kriegerischen Ereignissen, die Auswirkungen dieses Krieges. 1622 begann eine Hungersnot, denn im gleichen Jahr begannen die ersten Truppendurchzüge durch das Kinzigtal. In wechselnder Folge marschierten Soldaten aller Länder durchs Kinzigtal, raubten, mordeten und brandschatzten. 1632 quartierte sich württembergisches Kriegsvolk ein, 1633 waren es Schweden und 1634 Truppen des Kaisers. 1639 wurde das Kinzigtal erneut von Durchzügen und Einquartierungen heimgesucht. Viele der Bewohner versteckten sich in den umliegenden Feldern. Not und Elend kehrten ein. Die Pest tat ein übriges und dezimierte die Bevölkerung.
25 Jahre später musste das Kinzigtal wieder schwer leiden. Wiederholt waren es französische und österreichische Truppen, die im Kinzigtal hausten. 1685 waren es wieder französische Truppen, die in die Pfalz und über den Rhein in die Ortenau und ins Kinzigtal vordrangen. Im spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) mussten die Gemeinden viele Leistungen erbringen. Ebenso ging der Polnische Erbfolgekrieg nicht spurlos am Kinzigtal vorbei. Bis fast Mitte des 18. Jahrhunderts zogen immer wieder Truppen durch das Kinzigtal oder bezogen hier Quartier. In dieser Zeit verarmten im Kinzigtal Gemeinden und Städte. Auswirkungen waren weit bis ins 19. Jahrhundert zu spüren.{mospagebreak title=Revolution}
Die französische Revolution und deren Folgen
Im Jahre 1789 brach die französische Revolution aus. Überall gährte es. Das Gedankengut der Revolution fand auch in Deutschland Widerhall. Württemberger, Franzosen und Österreicher zogen durchs Kinzigtal. Die Bevölkerung musste wieder Kriegsleistungen erbringen.
In den nächsten Jahren brachte die Markgrafschaft Baden weite Gebiete an sich. Im Jahre 1806 unterwarf man die fürstenbergischen Untertanen des Kinzigtales dem Großherzogtum Baden.
Die Hauptstraße von Bollenbach um 1900
Das Land Baden war geschaffen. Einschneidende Änderungen in der Verwaltung waren notwendig. Jahrhundertealte Bindungen wurden zerschnitten. Es dauerte lange, bis die Bevölkerung sich mit dem Wechsel des Landesherren anfreunden konnte. Von 1809 bis 1815 trug die Gemeinde Bollenbach, wie viele andere Gemeinden, Kriegslasten, die ihr Frankreich, Österreich und die Alliierten auferlegten. Vom 20. September 1813 bis 31. Dezember 1813 befanden sich nach Aufzeichnungen des Ortsvorstandes in Bollenbach und Welschbollenbach 173 Offiziere, 6487 Mann und 1547 Pferde der kaiserlichen Artillerie, Landwehr, Dragoner, Kosaken und preußischer Kavallerie.
An den Napoleonischen Kriegen nahmen eine ganze Reihe Bollenbacher Bürger auf Seiten der badischen Truppen teil und marschierten bis Rußland. Auch jetzt blieb das Kinzigtal wieder nicht verschont. Nacheinander waren es Kaiserliche, Franzosen und Russen, die von der Bevölkerung versorgt und verpflegt werden mussten. Doch auch diese Zeit wurde glücklicherweise überstanden.